Erinnerung an Opfer der Euthanasie in Grafeneck
Bietigheim-Bissingen. Am Samstag, 23. September 2023, startet um 14 Uhr in der Bahnhofstraße 25 die Tour zu den vier Stolpersteinen in Bissingen und Untermberg. Die hier verlegten Stolpersteine erinnern an Opfer, die in Grafeneck ermordet wurden. An der ersten Station wird an Emil Weil gedacht, der am 4. Dezember 1940 mit 38 Jahren im Rahmen des sogenannten Euthanasie-Programms auf der Schwäbischen Alb vergast wurde. Weiter geht es in den Bissinger Ortskern zum Stolperstein für Marie Sick in der Kreuzstraße 22. Nach der Geburt von fünf Kindern erkrankte sie und wurde am 7. September 1940 im Alter von 56 Jahren nach Grafeneck gebracht und am selben Tag ermordet. Dasselbe Leid widerfuhr Lydia Mack, die in der Backhausstraße 3 wohnte. Sie arbeitete unter anderem in der Holwarenfabrik Faber in Bietigheim und in der Schuhfabrik Salamander in Kornwestheim. Im Alter von 43 Jahre wurde sie am 5. Dezember 1940 in einem der berüchtigten Grauen Busse nach Grafeneck deportiert und vergast.
Nach diesen drei Stationen in Bissingen geht es weiter zum einzigen Stolperstein in Untermberg. Dort ist der Abschluss der Stolpersteintour in der Bissinger Straße 4, wo sich der Stolperstein für Eugen Brust befindet. Von ihm gibt es ein eindrucksvolles Foto, das ihn mit Gitarre zeigt. Über ihn ist in der Patientenakte vermerkt, dass er in der Schule „ausgezeichnet gelernt“ hatte. Mit 28 Jahren aber wurde er am 21. Juni 1940 in der Gaskammer von Grafeneck ermordet.
Die gesamte Wegstrecke von rund 2 km kann zu Fuß, aber auch mit dem Fahrrad und für Menschen, die schlecht zu Fuß sind, mit dem Auto zurückgelegt werden. Die Gesamtdauer liegt bei 1,5 Stunden.
Insgesamt neun Stolpersteine hat die örtliche Stolperstein-Initiative in der Stadt verlegt. Eine weitere Tour in Bietigheim findet am 21. Oktober 2023 statt. Sie beginnt um 14 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz am Bahnhofseingang mit der Besichtigung des Mahnmals für die Zwangsarbeiter und führt dann weiter über das Aurain zu den vier Stolpersteinen in der Bietigheimer Altstadt.
Die Schirmherrschaft der Stolpersteine hat Oberbürgermeister Jürgen Kessing übernommen. Mit diesen Gedenkorten soll das Unrecht der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wachgehalten werden.
Treffpunkt: Bahnhofstraße 25 in Bissingen
Die Teilnahme ist kostenfrei. Eine Anmeldung ist nicht notwendig. Die Stolpersteintour wird von der Stolpersteininitiative in Kooperation mit der vhs, der Stadt Bietigheim-Bissingen, der Familien-Bildungsarbeit Asperg und dem Evang. Kreisbildungswerk durchgeführt. Die Teilnahme ist kostenfrei. Eine Anmeldung ist nicht notwendig.
Nähere Informationen gibt es bei Thomas Reusch-Frey, Tel. 07142/377491 und E-Mail: ThomasReuschFrey@gmail.com.