Fachwerk in Bietigheim erfährt einige Sanierungsarbeiten

Bietigheim-Bissingen ist als Fachwerkstadt weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Mit den zahlreichen beeindruckenden Bürgerhäusern, die in den letzten 50 Jahren saniert wurden, ist die Bietigheimer Altstadt ein Fachwerk-Juwel. Aber unbeschadet kommen diese Vorzeigegebäude auch nicht durch die Jahrzehnte.

Die beiden Fachwerkgebäude in der Schieringer Straße 16 und 18 wurden im den letzten Monaten aufwändig saniert. In den von Handwerkern im Mittelalter errichteten Gebäuden waren bis vor wenigen Jahren die Notariate der Stadt untergebracht. Nach deren Umzug ins Sky 2019 erwarb die Bietigheimer Wohnbau GmbH die Gebäude und sanierte. Es gab Schäden an den Fachwerkgiebelwänden der Westseite, die Fassade musste teilweise erneuert werden, ebenso die Fenster. Die Gebäude wurden für eine neue Nutzung durch die Abteilung Digitalisierung und Organisation der Stadtverwaltung hergerichtet. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser Abteilung können in den nächsten Wochen einziehen.

Am Stadtmuseum Hornmoldhaus musste nach einer ersten Sanierung im Jahr 1980 nun erneut gearbeitet werden. Die Nordwand mit Sichtfachwerk war infolge von Feuchteeinwirkungen geschädigt. Teilweise war sogar die Tragfähigkeit der Fachwerkhölzer beeinträchtigt. Über Fehlstellen und Schwundrisse kam es zu Wassereintritt. Ein Restaurator im Zimmererhandwerk machte sich nach enger Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalschutz im Sommer 2023 an die Arbeit. Einige Balken mussten ganz gewechselt werden. Andere konnten aufgedoppelt werden, sodass ein großer Teil der alten Originalbalken erhalten bleiben konnte. Die Gefachausmauerungen wurden teilweise erneuert, wobei einige der vorhandenen Ausmauerungen noch aus dem 16. Jahrhundert, der Zeit der Erbauung des Gebäudes, stammen. Die Sanierungsarbeiten sind inzwischen abgeschlossen, die Kosten beliefen sich auf rund 180.000 Euro. Das Stadtmuseum Hornmoldhaus wurde 1535 von Sebastian Hornmold, dem damaligen Kirchenratsdirektor in Württemberg, erbaut und ist dank seiner bemerkenswerten Innenausmalung aus der Renaissancezeit eines der bedeutendsten Bürgerhäuser Südwestdeutschlands.

 

Weiter gearbeitet wird noch am Bietigheimer Schloss. Dessen letzte Sanierung datiert zurück ins Jahr 1998. Inzwischen blätterte jedoch der Anstrich teilweise ab, Gefachausfüllungen waren gebrochen und fielen heraus. Der Restaurator strahlte die Holzbalken ab, sicherte die Gefache und überarbeitete die Putzflächen. Die Holzbalken wurden wo nötig ausgebessert und mit neuem Anstrich versehen. Auch hier werden die Arbeiten in den nächsten Wochen abgeschlossen, die Kosten für die Sanierungsarbeiten liegen bei rund 240.000 Euro. Das Bietigheimer Schloss entstand nach und nach in den Jahren 1506 bis 1542, jedoch nicht als repräsentatives Schloss, sondern als herrschaftlicher Wirtschaftshof mit Wohn- und Amtsräumen für den Vogt. 1707 brannten die Gebäude ab und wurde danach wieder aufgebaut. Bis 1998 diente das Ensemble als Finanzamt. Danach kaufte die Stadt die Gebäude und sanierte sie umfassend für die städtische Musikschule, Volkshochschule, das Kultur- und Sportamt und Läden und Gastronomie.

Ins neue Jahr hinein ziehen wird sich jedoch die Baustelle am Unteren Torturm in Bietigheim. Dessen Fachwerkgefüge war stark beschädigt, teilweise drohten Balken einzustürzen und so musste zunächst das ganze Gebäude mit Stützbalken gesichert werden. Der Austausch der schadhaften Holzbalken und die Ausbesserung der Gefache samt Ausmalungen an der der Innenstadt zugewandten Seite des Turms wird sich bis zum kommenden Frühjahr hinziehen. Das Untere Tor wurde zuletzt 2005 saniert. Das Untere Tor ist Teil der an wenigen Stellen noch sichtbaren Stadtbefestigung der mittelalterlichen Stadt Bietigheim. Mit seinen massiven Buckelquadern, die vermutlich aus der als Steinbruch benutzten alten Bietigheimer Burg stammen, der spitzbogigen Durchfahrt und den Laufrillen des Fallgitters an der Außenseite wurde das Untere Tor wohl bald nach der Stadterhebung Bietigheims 1364 erbaut und Ende des 15. Jahrhunderts mit dem rot-gefassten Fachwerkaufbau, Glockentürmchen und Uhr ergänzt. Später kam noch die Bemalung an der Ostseite hinzu, die württembergische Landsknechte zeigt.

Bietigheims Altstadt ist als Gebäudeensemble unter Denkmalschutz gestellt. Das Stadtzentrum kündet mit seinem reichen, gut erhaltenen historischen Erbe von der frühen Blüte der Stadt seit dem 15. Jahrhundert, begünstigt durch den Weinbau. Damit sich die zahlreichen Besucher der Stadt und die hier lebenden Einwohner an ihrer schönen Altstadt erfreuen können, ist das städtische Bauamt regelmäßig unterwegs, um die vorhandenen Bestände zu kontrollieren und wo nötig zu sanieren. Die Arbeit wird auch in den nächsten Jahren nicht ausgehen.